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Warum wir uns manchmal im Kreis drehen und wie wir aus der Wiederholung aussteigen können.

Die meisten Menschen schätzen es, wenn sie sich weiter entwickeln, aus Fehlern lernen. Viele sind reflektiert, eventuell sogar therapieerfahren und haben die ein oder andere Routine in ihrem Leben etabliert, um mit sich im Reinen zu bleiben. Stress abzubauen, etwas Gutes für sich zu tun geht ihnen scheinbar leicht von der Hand. Umso mehr verursacht es ihnen Frust, in bestimmten Situationen - scheinbar ohne die Möglichkeit der eigenen Einflussnahme - immer wieder am selben Punkt zu landen.


Eine Karussellfahrt, die ist lustig!

Wenn wir auf den Rummel gehen haben wir die Absicht, uns zu amüsieren und Spaß zu haben. Für manche gehört auch eine Fahrt auf dem Karussell dazu. Diese gibt es in unterschiedlichsten Varianten, einige schneller, mit Auf und Ab oder wilden Zwischendrehungen. Bei anderen spürt man während des gemächlichen Fluges eine sanfte Brise im Gesicht, während man in die Runde blickt. Eins haben sie alle gemeinsam, sie drehen sich im Kreis.


Wiederkehrende Muster weisen auf etwas hin.

Was uns auf dem Rummel als eine gelungene Abwechslung vom Alltag erscheint, kann sich im wirklichen Leben nach und nach zu einer stärker werdenden Belastung ausweiten. Wir drehen uns im Kreis und kommen nicht vorwärts. Dabei weisen uns diese wiederkehrenden Muster auf etwas hin, auf einen Punkt, den wir uns ansehen oder lösen sollten. Das ruft oft Unmut hervor. Wir fühlen uns ausreichend reflektiert und erwachsen. Statt das Muster als etwas anzunehmen, was uns ermöglicht, einen nächsten Entwicklungsschritt zu gehen, versuchen wir in erster Linie, dieses mit aller Kraft zu durchbrechen und bewusst gegenzusteuern. Das klappt für einen kurzen Moment, steht aber in keinem Verhältnis zum Energieraufwand, den wir dafür betreiben müssen. Irgendwann stellen wir fest, dass wir doch wieder am selben Punkt gelandet sind.


Unterschiedliche Kontexte, eine Botschaft.

Muster kommen in den unterschiedlichsten Bereichen und Kontexten vor, die durchaus verschieden sind:

  • Manche greifen immer wieder zum falschen Partner, führen Beziehungen, die ihnen nicht gut tun und schlimmstenfalls toxisch oder gewalttätig für sie sind.

  • Andere wieder geraten wiederholt in Situationen, wo sie sich unkontrollierbaren eigenen Gefühlen wie z.B. Wut ausgesetzt fühlen, obwohl sie sonst durchaus ein recht kontrolliertes Leben führen.

  • Wieder andere finden sich erneut in Mobbingsituationen wieder oder leiden unter herrschsüchtigen Vorgesetzten.

  • Die Liste lässt sich erweitern um finanzielle Nöte, die sich immer wieder einstellen, Lernblockaden für Klausuren oder das nicht abschließen können von Aufgaben oder selbstsabotierendes Verhalten, was den eigenen Erfolg verhindert.

Ob es uns nun passt, ob wir sie wahrnehmen wollen oder nicht, eins haben diese Muster gemeinsam, sie haben eine Botschaft. Sie buhlen solange um unsere Aufmerksamkeit, bis wir uns dem dahinter liegendem Thema stellen. Wir können Städte, Arbeitsverhältnisse, Partner und Studiengänge wechseln, solange die zugrunde liegende Problematik nicht erkannt oder gelöst ist, bleiben wir in der Wiederholung stecken.


Warum eine Familienaufstellung? Ich weiß doch, was mein Problem ist.

Das denken die Meisten tatsächlich, da sie ihr schädliches Verhalten durchaus erkennen und versuchen, bewusst gegen zu steuern. Sie übersehen dabei, dass es sich bei dem Muster „nur“ um ein Symptom handelt, welches auf eine tieferliegende Problematik hinweisen kann. Das muss auch keineswegs etwas Schlechtes sein. Ursprünglich kann es sich dabei sogar um eine durchaus sinnvolle Überlebensstrategie handeln, die wir entwickeln mussten, um mit schmerzhaften Erfahrungen oder Situationen im Kindesalter umzugehen. Wir haben uns angepasst, um weiterhin Zuwendung durch die Eltern zu erfahren. Kinder spüren aus der existentiellen Notwendigkeit heraus, ihre eigene Versorgung sicher zu stellen genau, was an Verhalten unerwünscht ist oder sogar sanktioniert wird. Die Folge kann Abspaltung eigener Wünsche und Bedürfnisse sein, die einem im späteren Leben fehlen.


„Lieber ich, als Du.“

Kinder haben zusätzlich die Angewohnheit nach dem Leitmotiv „Lieber ich, als Du“ zu handeln. Sie spüren instinktiv, was das Gegenüber braucht und übernehmen Dinge bereitwillig, um ihren Eltern zu helfen und sie zu entlasten. Manche merken im Verlauf ihres Lebens, dass sie eine Last tragen, von der sie instinktiv spüren, dass sie nicht zu ihnen gehört.


Andere verdeckte Störungen, die sich hinter einem Muster verbergen können, sind direkte Anforderungen selbst traumatisierter Eltern. Hierbei musste das Kind schon früh zu viel Verantwortung für die bedürftige Bezugsperson übernehmen, wodurch sich Rollen von Eltern und Kind verwischen oder gar vertauschen. Das geht verständlicherweise nur auf Kosten des eigenen Kindseins.


Dynamiken verstehen und lösen.

Eine systemische Aufstellung kann helfen, den Hintergründen für unsere Muster auf die Spur zu kommen und Klarheit über unsere Dynamiken zu erlangen. Das ist bereits für viele Menschen schon hilfreich, da ihr Bewusstsein angesprochen wird und sie sich endlich verstehen.


Es kann aber noch einen Schritt weiter gehen, denn selbst für uns, die wir wissen, was der Grund für unser Verhalten ist, bedeutet es nicht automatisch, dass wir dadurch von der Last, die wir tragen oder dem Muster befreit sind. Eine Familienaufstellung gibt uns die Möglichkeit, wieder mit abgespalteten Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen in Kontakt zu kommen und diese zu integrieren.


Das macht den Weg frei, wieder ein Stück ganzer zu werden und ein selbstbestimmteres Leben zu führen, in dem wir nur dann Karussell fahren, wenn wir Spaß daran haben und das wirklich möchten.





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