Warum gute Vorsätze scheitern und wie Familienaufstellungen in Berlin dich unterstützen können
- Frank Schürmann
- 7. Dez.
- 7 Min. Lesezeit

Lust und Last der guten Vorsätze zum Jahresbeginn
Der Jahresbeginn hat eine ganz besondere Energie. Die Kalender sind noch leer, das neue Jahr fühlt sich an wie ein unbeschriebenes Blatt. Wir nehmen uns vor, endlich mehr auf uns zu achten, gesünder zu leben, alte Muster hinter uns zu lassen oder beruflich einen nächsten Schritt zu gehen. Für einen Moment scheint alles möglich. Und dann kommt der Alltag. Spätestens im Februar stellen viele fest, dass die guten Vorsätze leise wieder verschwunden sind. Zurück bleiben Frust, Selbstvorwürfe und das Gefühl, es schon wieder nicht geschafft zu haben.
Dabei steckt hinter einem guten Vorsatz fast immer ein zutiefst berechtigtes Bedürfnis. Mehr Bewegung, weniger Stress, klarere Grenzen, ein liebevollerer Umgang mit uns selbst sind keine Luxusideen, sondern grundlegende Voraussetzungen für psychische Gesundheit. Damit Vorsätze Wirklichkeit werden können, braucht es jedoch mehr als Willenskraft. Es braucht neue Routinen, die unser Nervensystem und unser inneres Erleben Schritt für Schritt mitnehmen.
Unser Gehirn liebt Gewohnheiten. Alles, was wir häufig tun, fühlt sich sicher und vertraut an, selbst wenn es uns eigentlich schadet. Neue Routinen bedeuten Veränderung und damit Unsicherheit. Wer sich vornimmt, von einem Tag auf den anderen alles umzukrempeln, erlebt innerlich oft massiven Widerstand. Ein Teil in uns möchte den Neuanfang, ein anderer klammert sich an das Gewohnte. In dieser inneren Zerrissenheit liegt bereits eine der wichtigsten Ursachen dafür, warum Vorsätze scheitern.
Schauen wir genauer hin, zeigen sich hinter dem wiederholten Scheitern oft tieferliegende Blockaden. Es geht dann nicht mehr nur darum, ob wir genug Disziplin haben, sondern darum, welche inneren und systemischen Kräfte an unseren guten Vorsätzen ziehen. Im Folgenden möchte ich Dir einige dieser Blockaden vorstellen, wie ich sie in der Arbeit mit Klientinnen und Klienten immer wieder beobachte. Vielleicht erkennst Du Dich in dem einen oder anderen Beispiel wieder.
Wenn der gute Vorsatz sich wie ein inneres Pflichtprogramm anfühlt
Eine erste Blockade entsteht häufig durch Überforderung und innere Gegenreaktion. Viele Vorsätze sind auf den ersten Blick sehr vernünftig, innerlich fühlen sie sich jedoch an wie ein rigides Programm. Vielleicht nimmst Du Dir vor, ab sofort jeden Tag Sport zu treiben, nie wieder Süßigkeiten zu essen und gleichzeitig jede freie Minute produktiv zu nutzen. Ein innerer Anteil, der lange versucht hat, Dich zu schützen, erlebt diese Strenge als Bedrohung. Er erinnert sich vielleicht noch sehr gut daran, wie es war, als Du als Kind hohen Erwartungen ausgesetzt warst und immer funktionieren solltest. Der neue Vorsatz wird dann unbewusst mit dem alten Druck verknüpft. Die Folge ist innere Sabotage. Du schiebst Dinge auf, vergisst Termine mit Dir selbst, findest gute Gründe, warum es gerade heute nicht geht. Nicht, weil Du faul bist, sondern weil Dein System Dich vor erneuter Überforderung schützen möchte.
Wenn du Ziele verfolgst, die anderen gehören
Eine weitere Blockade begegnet mir häufig, wenn Vorsätze eigentlich gar nicht aus der eigenen inneren Stimme kommen. Viele Menschen formulieren Vorsätze, die vor allem den Erwartungen anderer entsprechen sollen. Vielleicht möchtest Du endlich abnehmen, weil ein Elternteil oder der Partner immer wieder Kommentare über Dein Aussehen macht. Vielleicht willst Du beruflich Erfolg haben, weil in Deiner Herkunftsfamilie Leistung über allem stand. Der Vorsatz trägt dann den Stempel von außen und nicht Deine persönliche Handschrift. Innerlich entsteht ein leiser Widerstand, der sich nicht so leicht wegdiskutieren lässt. Wir spüren, dass wir etwas leben sollen, das nicht wirklich unseres ist. Das System reagiert mit Ambivalenz. Ein Teil läuft los, ein anderer zieht an der Bremse. Diese innere Spaltung kostet Kraft und führt oft dazu, dass der Vorsatz wieder im Sande verläuft.
Wenn dein Selbstbild stärker ist als dein Vorsatz
Sehr mächtig sind auch schambehaftete Überzeugungen und ein negatives Selbstbild. Viele Menschen tragen Sätze in sich wie: Ich schaffe das ohnehin nicht. Mit mir stimmt etwas nicht. Ich halte sowieso nie lange durch. Solche inneren Überzeugungen sind keine zufälligen Gedanken, sondern das Ergebnis früherer Erfahrungen. Vielleicht hast Du als Kind immer wieder gehört, dass Du zu empfindlich, zu faul oder zu unvernünftig seist. Vielleicht war niemand da, der Deine Stärken gesehen hat. Das Selbstbild, das daraus entsteht, begleitet uns oft bis weit ins Erwachsenenalter. Jedes Scheitern am eigenen Vorsatz scheint dieses Bild zu bestätigen. Das ist schmerzhaft, aber vertraut. Paradoxerweise halten wir dann an genau dem Verhalten fest, das uns bestätigt, was wir über uns glauben. Veränderung würde bedeuten, dieses Bild grundlegend zu hinterfragen, und genau das macht Angst.
Wenn Zugehörigkeit wichtiger ist als Veränderung
Noch tiefer reichen systemische Loyalitäten, die vielen gar nicht bewusst sind. In der systemischen Arbeit sehen wir immer wieder, wie stark die unsichtbaren Bindungen zu unserer Herkunftsfamilie unser Leben beeinflussen. Vielleicht hast Du Dir vorgenommen, finanziell erfolgreich zu werden, kommst aber aus einer Familie, in der Geld immer knapp war. Vielleicht möchtest Du beruflich sichtbar und erfolgreich sein, bist aber in einem System aufgewachsen, in dem Rückzug, Bescheidenheit und Sich klein machen überlebenswichtig waren. Auf einer unbewussten Ebene kann es sich wie Verrat an den eigenen Wurzeln anfühlen, wenn Du jetzt einen anderen Weg wählst. Dann entstehen Sätze in Dir wie: Wenn es mir gut geht, lasse ich die anderen zurück. Ich darf nicht glücklicher sein als meine Mutter oder mein Vater. In der Folge bremst Du Dich immer wieder selbst aus, kurz bevor ein Vorsatz sich wirklich erfüllt. Nicht, weil Du Angst vor Erfolg hättest, sondern weil Du unbewusst treu sein möchtest.
Wenn alter Schmerz deine neuen Wege blockiert
Eine fünfte Blockade ist an unverarbeitete Gefühle gebunden. Viele Vorsätze entstehen aus einem Moment der Unzufriedenheit oder Verzweiflung heraus, ohne dass der eigentliche Schmerz dahinter Raum bekommt. Wer sich vornimmt, endlich besser für sich zu sorgen, trägt vielleicht eine tiefe Traurigkeit über alte Verletzungen in sich. Wer sich vornimmt, Grenzen zu setzen, spürt möglicherweise eine unterdrückte Wut über jahrelange Überforderung. Solange diese Gefühle keinen Platz haben, wird der Vorsatz schnell zu einem weiteren Projekt, mit dem wir uns selbst optimieren wollen. Unser Nervensystem reagiert darauf mit Übererregung oder Erstarrung. Wir sind dann wie gelähmt, wenn es darum geht, den nächsten Schritt zu gehen. Oder wir lassen uns von kleinsten Rückschlägen völlig aus der Bahn werfen, weil der alte Schmerz im Hintergrund mit anspringt.
Wenn der Kopf dir nicht weiterhelfen kann
Vielleicht kennst Du auch das Phänomen, dass Du intellektuell längst verstanden hast, wo das Problem liegt. Du weißt, welche Routinen hilfreich wären, Du hast Bücher gelesen, Kurse besucht, Pläne geschrieben. Und doch erlebst Du jedes Jahr aufs Neue, dass es an der Umsetzung scheitert. Hier zeigt sich besonders deutlich, dass der Verstand alleine nicht ausreicht, wenn unbewusste Bindungen und alte Schutzstrategien am Werk sind. Wiederkehrendes Scheitern an guten Vorsätzen ist in diesem Sinne kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Hinweis darauf, dass in der Tiefe etwas gesehen und geordnet werden möchte.
Genau an diesem Punkt können systemische Aufstellungen in Berlin eine kraftvolle Unterstützung sein. In einer Familienaufstellung bekommt das innere und äußere Beziehungsgeflecht, in dem Du Dich bewegst, für einen Moment einen sichtbaren Ausdruck im Raum. Du wählst Stellvertreterinnen und Stellvertreter für Dich selbst, für wichtige Bezugspersonen, manchmal auch für innere Anteile oder für Deinen guten Vorsatz. Durch die Rückmeldungen der Stellvertreter wird spürbar, welche Spannungen, Loyalitäten und verdeckten Gefühle im System wirken. Dinge, die im Alltag diffus bleiben, zeigen sich in der Aufstellung oft sehr klar.
Familienaufstellungen bringen Licht ins Dunkel
So kann zum Beispiel sichtbar werden, dass hinter dem Vorsatz, endlich gut für Dich zu sorgen, eine tiefe, alte Verantwortung gegenüber einem Elternteil steht, dem es nie gut ging. Ein Teil in Dir hat vielleicht schon früh innerlich beschlossen: Ich muss stark sein und mich zurücknehmen, damit es den anderen besser geht. Jede neue Routine, die Dir selbst dienen würde, wird dann von diesem alten Beschluss gebremst. In der Aufstellung kann dieser Zusammenhang fühlbar werden. Du kannst erleben, wie sich Dein Körper anfühlt, wenn Du die Verantwortung symbolisch an den Ort zurückgibst, an den sie gehört, und Dir innerlich erlaubst, Deinen eigenen Weg zu gehen.
Oder es wird deutlich, dass Dein Vorsatz, beruflich sichtbarer zu werden, mit einer Geschichte in der Familienlinie verbunden ist, in der Sichtbarkeit gefährlich war. Vielleicht gab es ein Familienmitglied, das ausgeschlossen, beschämt oder bestraft wurde, weil es zu stark seine eigene Wahrheit gelebt hat. Solche Erfahrungen prägen sich emotional tief ein, auch wenn sie längst vergangen sind. In der Aufstellung werden diese Schicksale gewürdigt, bekommen einen Platz in Deinem inneren Bild. Gleichzeitig kannst Du prüfen, welche Sätze Du heute wirklich noch tragen musst und welche Du in Achtung zurücklassen darfst. In diesem Prozess entstehen neue, stimmige innere Sätze, die Dich in Deinem Vorsatz stärken, statt ihn zu verhindern.
Eine systemische Aufstellung kann tiefgreifende Veränderungen ermöglichen
Systemische Aufstellungen in Berlin arbeiten nicht an der Oberfläche des Verhaltens, sondern an der inneren Ordnung. Viele Menschen berichten nach einer Aufstellung, dass sich ihre Vorsätze plötzlich nicht mehr nach Kampf, sondern nach einer natürlichen nächsten Bewegung anfühlen. Routinen, die zuvor unendlich mühsam waren, werden leichter. Nicht, weil das Leben auf einmal perfekt wäre, sondern weil weniger innere Gegenkräfte daran ziehen. Der Körper reagiert mit mehr Ruhe, das Nervensystem kann sich regulieren, alte Alarmzustände lösen sich. Daraus entsteht Raum für echte, nachhaltige Veränderung.
Ressourcen erkennen und verfügbar machen
Neben der Klärung von Blockaden stärken Familienaufstellungen auch die Ressourcenseite. In der Aufstellungsarbeit wird deutlich, woher Du Kraft, Unterstützung und Zugehörigkeit beziehen kannst. Vielleicht entdeckst Du in Deiner Familiengeschichte Menschen, die trotz widriger Umstände ihren Weg gegangen sind. Vielleicht nimmst Du zum ersten Mal bewusst wahr, welche inneren Qualitäten Du in Dir trägst, die Dich schon durch viele Krisen geführt haben. Wenn ein guter Vorsatz auf dieser Ressourcenebene verankert wird, ist er nicht mehr nur ein Ziel im Kopf, sondern ein innerer Entschluss, der von Deinen Wurzeln getragen wird.
Am 17 Januar 2026 biete ich meinen monatlichen Aufstellungstag in Berlin an, der sich genau diesem Thema widmet. Wir werden uns anschauen, welche Vorsätze Du Dir für das neue Jahr gesetzt hast und welche sichtbaren und unsichtbaren Hindernisse ihrer Umsetzung im Weg stehen. Im geschützten Rahmen der Gruppe hast Du die Möglichkeit, Dein Anliegen aufzustellen oder als Stellvertreterin beziehungsweise Stellvertreter mitzuwirken und dabei die besondere Wirkung systemischer Arbeit unmittelbar zu erleben.
Ich lade Dich ein, Deine guten Vorsätze in diesem Jahr nicht als weitere To do Liste zu betrachten, sondern als Türöffner zu einem tieferen Verständnis Deiner selbst und Deines Systems. Wenn Du spürst, dass Du immer wieder an denselben Punkten hängen bleibst, wenn Du Dich nach einem freieren, glücklicheren und leichteren Leben sehnst und bereit bist, hinter die offensichtlichen Muster zu blicken, könnte ein Aufstellungstag ein wichtiger Schritt auf Deinem Weg sein.
Sende mir gerne eine Nachricht an mail@schuermann-solutions.de wenn Du dabei sein möchtest oder noch Fragen hast. Ich freue mich darauf, Dich kennenzulernen und Dich ein Stück auf Deinem Weg ins neue Jahr zu begleiten.
Viele Grüße
Frank
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