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Hochsensibilität bei Männern: Bist du etwa schwul?

Sensibilität, Empathie und ein hohes Empfinden für das ästhetisch Schöne sind Eigenschaften, die in unserer Kultur überwiegend Frauen zugeschrieben werden. Fällt ein Mann durch diese Wesenszüge auf, macht er sich nicht selten verdächtig: Ist der etwa schwul?

Hochsensibilität bei Männern ist ein besonderes Thema. Dass auch Männer feinfühlig sind und ein durchaus buntes Innenleben haben können, diese Vorstellung ist für viele Menschen nämlich noch immer ungewöhnlich. Sie widerspricht dem, was uns unsere Eltern und Großeltern über Männer und ihre Rollen in der Gesellschaft vermittelt haben. Solche Glaubenssätze werden von uns normalerweise übernommen, ohne großartig hinterfragt zu werden. Dieses Hinterfragen ist eher unbequem und um das zu tun, benötigen wir in der Regel einen Anlass.

Das kann zum Beispiel die Erkenntnis sein, selbst schwul zu sein. Schwule (und Lesben) haben sich zu einem bestimmten Zeitpunkt ihres Lebens sehr intensiv mit ihrem inneren Erleben auseinandergesetzt. Dieser Prozess wird von Sozialwissenschaftlern häufig auch als das so genannte „innere Coming-Out“ bezeichnet.

SIND HOMOSEXUELLE BESONDERS HÄUFIG HOCHSENSIBEL?

Könnte diese sehr intensive Form der Reflexion es schwulen Männern einfacher machen, gleichzeitig auch ihre Hochsensibilität zu entdecken und zu ihr zu stehen? Finden sich dadurch im Umkehrschluss unter Homosexuellen besonders viele Hochsensible? Wenn ich auf mein ganz persönliches Umfeld blicke, so bin ich geneigt zu sagen: Ja, Hochsensibilität bei Männern kommt unter Schwulen wohl häufiger vor.

Interessant fand ich zu erfahren, dass Homosexuelle und Hochsensible offensichtlich ein starkes Interesse an Umwelt -und Tierschutzthemen verbindet. Homosexuelle scheinen insgesamt eher daran interessiert, als Heterosexuelle. Das jedenfalls legt das Ergebnis einer Umfrage nahe, die 2011 unter amerikanischen Erwachsenen durchgeführt wurde.

So gaben 55 % der homosexuellen Befragten an, sich um den Schutz der Umwelt zu sorgen, während Heterosexuelle dies nur zu 33 % taten.

Auch Hochsensible spüren häufig eine besondere Verbindung zur Natur. Doch es gibt noch mehr Eigenschaften, die homosexuelle Menschen mit Hochsensiblen gemeinsam haben.

HOCHSENSIBILITÄT BEI MÄNNERN: DIE ANDERSARTIGKEIT AKZEPTIEREN LERNEN

Da wäre zum Beispiel ein tendenziell höheres Bedürfnis nach Kreativität und Ausdruck, das sich oft bereits in der Kindheit schon deutlich zeigt – und nicht selten zu Schwierigkeiten durch Anecken im Elternhaus oder der Schule führt.

Der deutsche Psychologe Dr. Jürgen vom Scheidt vertritt die These, dass homosexuelle Männer ganz allgemein über eine hohe Sensibilität verfügen. Er bezieht sich hierbei auf Beobachtungen, die er in mehr als 40 Jahren Praxiserfahrung sammeln konnte. In dem Zusammenhang geht er sogar davon aus, dass es eine direkte Verbindung von Homosexualität und Hochbegabung gibt. Er sagt:

„Überdurchschnittlich intelligente und vor allem sehr kreative Menschen leben ihren Kreativität nicht nur im biologischen Bereich aus“

Die Mehrzahl der kreativen Menschen ist meiner Erfahrung nach hochsensibel, jedoch nicht zwangsläufig auch homosexuell. Heterosexuellen Hochsensiblen fällt es aber vergleichsweise schwerer, ihre Andersartigkeit zu erkennen und als etwas Positives anzunehmen, weil sie tendenziell stärker mit der Befürchtung kämpfen, nicht „männlich“ genug zu sein.

Manchmal fehlt ihnen bereits die simple Erfahrung, dass es vollkommen in Ordnung ist, sensibel zu sein, dass sensibel zu sein auch eine Stärke bedeuten kann! Mit einem Coaching können hochsensible Männer jedweder Orientierung lernen, ihre Ressourcen in Zukunft besser auszuschöpfen. Dadurch können sich plötzlich auch ganz neuartige, berufliche Perspektiven eröffnen.

Woran Männer erkennen, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit hochsensibel sind:

  • Im Alltag kommt es immer wieder zu Situationen, in denen ein Mann das Gefühl hat, in seiner Männlichkeit herausgefordert zu werden. Es gibt eine ganz spezielle Spiegelung der Umwelt (Freunde, Familie, Beruf) die ihm fortwährend mitteilt: Du bist uns nicht männlich genug.

  • Gerade hochsensible Männer fühlen sich oft wie eine Art „Fremdkörper im System“. Dieses Gefühl tritt vor allem im Zusammensein mit anderen Männern auf und wenn diese Männer überwiegend ein eher klassisches Geschlechterrollenbild vertreten.

  • Der Eindruck, dass aufkommende Gefühle verborgen werden müssen, weil andere diese als Schwäche deuten könnten, ist vielen hochsensiblen Männern bekannt.

Oft haben wir Männer vergessen, dass sensibel zu sein auch bedeutet, eine Hilfe für andere Menschen sein zu können. Wer anderen hilft, muss selbst stark sein. Ein starker und gleichzeitig sensibler Mann zu sein, ist also alles andere als ein Widerspruch!

Foto: Pexels

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